Kompany: "Wir werden sehen, wer zuletzt lacht"

FREITAG, 31 JANUAR 2020, 10:21 - RSCA Skater
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INTERVIEWS Vincent Kompany beantwortete letztlich bei Facebook einige Fan-Fragen. Der Inspirator des neuen RSC Anderlecht schaut immer noch voller Optimismus in die Zukunft. Zusätzliche Verstärkung in diesem Winter ist seiner Meinung nach jedoch keine Priorität.

Was erwartest du noch von dieser Saison?
"Bei Anderlecht sind die Ambitionen immer sehr hoch. Egal welches Spiel bestritten wird oder wie der Gegner heißt, man muss immer mit dem Gedanken in das Spiel gehen, es auch gewinnen zu wollen. Wir befinden uns aber immer noch in einer Entwicklungsphase. Wir haben eine sehr junge Mannschaft. Sie muss etwas Zeit bekommen, um sich entwickeln zu können. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Ambitionen verändert haben. Wir gehen in das nächste Spiel mit dem Ziel, es auch gewinnen zu wollen und das wird immer so sein."

Wird noch Verstärkung kommen und können wir Play-Off 1 noch erreichen?
"Wir haben immer das Ziel, die Mannschaft zu verstärken, aber das wird auch von den finanziellen Mitteln abhängen. Es ist kein Geheimnis, dass wir zuerst finanziellen Spielraum schaffen müssen. Dabei wird es auch wichtig sein, dass nicht dieselben Fehler wie damals gemacht werden. Es ist einfach. Die Spieler, die wir jetzt zur Verfügung haben, müssen wir weiterentwickeln lassen, so dass sie besser werden. Danach müssen wir sehen, wie viel Geld verfügbar ist. Das ist jedoch aktuell nicht genug, um auf dem Transfermarkt ambitioniert sein zu können. Möglicherweise werden unsere besten Transfers aus dem eigenen Kader kommen."

Haben wir noch einen Transfer nötig?
"Das müssen wir mal schauen. Wenn man sich die Entwicklung von Antoine Colassin anschaut, dann könnte ein zusätzlicher Stürmer seine Entwicklung vielleicht unterbrechen. Der Trainer und ich sehen, dass er Qualitäten besitzt, aber es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob er eine tolle Zukunft bei uns hat. Wir müssen weiterhin auf unsere Philosophie setzen. Danach können wir schauen, wo noch Verstärkung notwendig ist."

Hattest du erwartet, dass sie Ergebnisse so enttäuschend würden?
"Wir haben alle Szenerien in Betracht gezogen. Wir wussten, dass wir einige Aufräumarbeiten verrichten mussten: zu Beginn der Vorbereitung hatten wir 58 Spieler. Darüber hinaus hatte ich die Liga schon seit einer Weile nicht mehr verfolgt. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, dass wir so schnell wie möglich Klarheit darüber erhalten wollten, wer zu Anderlecht passte und wer nicht. Das ist allerdings schwieriger verlaufen, als wir uns das gedacht hatten. Wenn man Spiele mit vier Spielern bestreitet, die jünger sind als 17 Jahren, dann besitzt man zwar Talent, aber dann bezahlt man auch Lehrgeld. Das war eine Entscheidung, die wir treffen mussten. Entweder ließen wir den Wert dieses talentierten Spielers auf sportlicher und finanzieller Ebene wachsen oder wir entschieden uns für ein Modell mit älteren Spielern, wodurch wir unser Spiel nicht spielen konnten und die finanziellen Probleme nur noch größer geworden wären."

Ist es nicht besser, Play-Off 2 zu spielen und dort eventuell ein Ticket für den Europapokal zu lösen, anstatt in Play-Off 1 nur eine Nebenrolle zu spielen? Würden die jüngeren Spielern dadurch nicht mehr Erfahrungen sammeln können?
"Ich möchte nicht über Play-Off 1 oder 2 sprechen. Mein Ziel ist es, einfach alle Spiele zu gewinnen. Die jüngeren Spieler können sowohl in Play-Off 1, als auch in Play-Off 2 Erfahrungen sammeln. Wir geben auch unsere Erfahrung weiter, in dem wir viel mit ihnen reden, so dass sie besser werden können. Letztendlich wollen wir die Mannschaft mit Transfers verstärken, aber in erster Linie auch unsere eigenen Spieler besser machen."

Wir geht ihr mit der Kritik um? Ist der Glaube an 'den Prozess' weniger geworden oder sorgt die Kritik gerade für zusätzliche Motivation?
"Der Glaube an 'den Prozess' ist sogar noch größer geworden. Wir nutzen das sicherlich als Motivation. Die Fans sagen vor dem Spiel 'es ist wir gegen den Rest' und das ist auch das, was wir spüren. Wir verstecken uns vor niemandem. Wir wollen das Blatt nun wenden. Wir bereiten uns jeden Tag auf diesen Moment vor. Was die Öffentlichkeit sagt, beeinflusst uns nicht. Und wenn wir Kritik hören, dann erhöht das nur unsere Motivation.”
 
Bis zu welchem Alter wirst du noch im Anderlecht-Trikot spielen?
“Ich habe einen Vertrag für drei Jahre unterschrieben, also bleiben mir noch 2,5 übrig. Ich bin niemand, der aufgibt, also mache ich bis zum Ende weiter. Ich amüsiere mich auch immer noch sehr. Ich möchte gerne so oft wie möglich zum Einsatz kommen und den Verein auf ein höheres Niveau bringen.”
 
Auf was hast du verzichten müssen, um ein Topsportler zu werden?
“Auf alles. Bis auf Fußball und etwas akademische Fähigkeiten habe ich nicht viel Talent. Ich habe mich immer auf den Fußball konzentriert. Ich verstehe den Fußball und ich lebe den Fußball. Ich habe viel aufgegeben, um ein Fußballer werden können, aber das bedauere ich nicht. Es war eine fantastische, aber auch schwierige Angelegenheit. Nicht als ich ein Profi war, sondern als junger Kerl. Aber ich habe es genossen und so viel daraus gelernt.”
 
Welche drei wichtige Lebenslektionen oder Lebensphasen haben dich zu dem gemacht, was du nun bist?
“Meine drei Kinder. Der Rest ist Nebensache.”
 
Bedauerst du es noch nicht, nach Anderlecht zurückgekehrt zu sein?
“No way. Im Gegenteil. Mein Gefühl ist auch nicht von den Ergebnissen abhängig. Ich weiß, womit ich mich beschäftige. Ich weiß, dass ich hier mit vielen talentierten Leuten an diesem einzigartigen Projekt arbeite. Ich glaube an das Endergebnis. Dass es ab und zu Schwierigkeiten gibt, ist normal und einkalkuliert. Ich bedauere es also nicht. Ich genieße meine Rolle und die Zeit, die ich hier investiert habe. Es wäre natürlich umso schöner, wenn wir auch später unsere Ziele erreichen würden.”
 
Wann besuchst du mal Chez Michou (Café am Stadion), um eine Runde zu bezahlen?
"Ich habe schonmal in einem der vielen Cafés auf der Theo Verbeecklaan eine Lokalrunde gegeben. Ich sollte und werde das auch überall mal tun.”
 
Muss Anderlecht wirklich drei Jahre warten, um wieder an der Spitze zu stehen?
“Wir müssen die Situation gut analysieren und nicht den Fehler machen und sagen ‘wir sind Anderlecht’. Wir müssen verstehen, was in den vergangenen Jahren geschehen ist und schauen, warum wir uns in dieser aktuellen Lage befinden. Ich mache oft den Vergleich mit Arsenal, Manchester United, AC Milan oder den Glasgow Rangers. Kein Verein ist zu groß, um einen Rückschlag zu erleiden. Wir verfolgen einen Plan. Wenn das klappt, werden wir nicht nur in einem Jahr Meister werden, sondern viele Jahre hintereinander an der Spitze stehen. Wir müssen nun dafür sorgen, dass die kommenden Jahre besser werden. Dafür ist jedoch Geduld und harte Arbeit gefragt.”
 
Wie lange werden die jüngeren Spieler brauchen, um top zu sein und Titel zu gewinnen?
“Das wird sicher einige Jahre brauchen. Wir müssen dafür sorgen, dass die jüngeren Spieler von den erfahrenen Spielern auf und außerhalb des Spielfeldes unterstützt werden. Daran arbeiten wir. Wenn man vier Spieler hat, die jünger als 17, 18 oder 19 Jahre alte sind, dann ist das toll, aber dann muss man sie auch gut begleiten. Wir hoffen, dass wir in den kommenden Monaten weitere Fortschritte machen werden.”
 
Wie weit kann sich Anderlecht noch weiterentwickeln?
“Sportlich gesehen hat keine einzige Mannschaft ein größeres Entwicklungspotenzial als wir. Wir haben nämlich die jüngste Mannschaft. Das ist auch für den belgischen Fußball und die Zukunft interessant. Nur muss diese Entwickung schneller verlaufen, denn sonst werden wir unsere Ziele nur schwer erreichen können. Unsere Sichtweise ist deutlich und die Ausführung ist es auch. Ich mache mir keine Sorgen.”
 
“Ich bedanke mich bei allen für die bisherige Unterstützung. Ich weiß, dass wir uns diese Unterstützung verdienen müssen. Dafür müssen wir arbeiten, besser werden und Fortschritte machen. Das tun wir als Verein und mit einem großen Ziel. Hinterher wird man sagen ‘sogar in den schwierigen Momenten sind sie zusammengeblieben und haben sich nicht unterkriegen lassen’. Wir werden sehen, wer zuletzt lacht.”



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