Broos ohne Revanchegelüste nach Anderlecht

MITTWOCH, 1 FEBRUAR 2006, 17:47 - RSCA Skater
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Anderlechts Ex-Trainer Hugo Broos wird ohne Revanchegelüste mit dem RC Genk zum Topspiel nach Anderlecht kommen. Dennoch könnte er den RSCA in der 1. Division endgültig in die größte Krise der letzten Jahre befördern.


Vor fast genau einem Jahr war der 53-Jährige nach fast drei Spielzeiten als Chefcoach des belgischen Rekordmeisters mit Schimpf und Schande entlassen worden.

»Das war die größte Enttäuschung meiner Karriere, und ich habe lange gebraucht, um darüber hinweg zu kommen. Weniger die Entlassung an sich, sondern vielmehr die Tatsache, dass ich sie von einem Journalisten erfahren musste, hat mich als Mensch verletzt. Dennoch werden ich das Constant-Vanden Stock-Stadion am Samstag ohne Revanchegelüste betreten«, beteuerte Broos gestern vor der versammelten Sportpresse im Fenixstadion.

Probleme hausgemacht

»Weil ich das alles selbst schon mal mitgemacht habe«, kann Hugo Broos nachempfinden, was sein Nachfolger Franky Vercauteren jetzt durchmacht, der im Falle einer Niederlage gegen den RC Genk wohl ebenfalls vor seiner Absetzung steht: »Als Trainer hat man es in jedem Klub leichter als beim RSC Anderlecht. Der Druck ist vom ersten Tag an da, doch wenn die Ergebnisse nicht stimmen, wird es wirklich heftig. Dann wird - auf der Suche nach einem vermeintlichen Problem - jede noch so kleine Nebensache von den Medien durchleuchtet. Das ist nicht angenehm. Am Ende hat es keinen Spaß mehr gemacht, doch habe ich in Genk die Freude am Trainerberuf zurückgefunden. Sicherlich wäre ich nicht am Boden zerstört, wenn Vercauteren das gleiche Schicksal wie mir widerfahren sollte. Genugtuung würde ich allerdings auch keine empfinden. Das wäre einfach unredlich, weil wir in den fast drei Jahren unserer Zusammenarbeit ein sehr gutes Team gebildet haben.«

Noch heute steht Broos in (unregelmäßigem) Kontakt zu seinem einstigen Assistenten, der nach seiner Einschätzung beim RSC Anderlecht zu Unrecht zum Sündenbock gemacht wird: »Die Anderlechter Probleme sind hausgemacht und nur dabei, sich zu wiederholen. Über die eigentliche Ursache habe ich so meine Meinung, doch die behalte ich lieber für mich.«

»Messer gewetzt«

Während Hugo Broos das Kapitel RSC Anderlecht für sich abgeschlossen und mit seinem Exklub keine Rechnung offen hat (»es zählen für mich nur die drei Punkte«), scheint dies auf der Gegenseite anders zu sein: »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sich einige Anderlechter Spieler an mir rächen wollen. Doch das lässt mich kalt. Sicherlich werden jetzt in Anderlecht die Messer gewetzt, weil jeder verstanden hat, dass die Krise im Falle einer weiteren Niederlage perfekt ist. Daher müssen wir uns auf ein sehr schweres Spiel einstellen. Für meine junge Mannschaft wird das ein Reifetest, denn dieses Duell hat alle Zutaten eines echten Topspiels: Enormer Druck beim Gegner, feindselige Stimmung im Stadion und ein großes Medieninteresse. Doch das ist ein Lernprozess, den jeder junge Spieler durchmachen muss. Als ich mit 18 Jahren plötzlich in der 1. Mannschaft des RSC Anderlecht stand, war dies nicht anders.«

Kleines Wunder

Die gezielte Vorbereitung auf das Spitzenspiel beginnt bei den Limburgern erst am Donnerstag: »Wir haben am Samstag die Möglichkeit, in der Tabelle mit dem RSC Anderlecht gleichzuziehen. Das darf man nach unserem schwachen Saisonstart getrost als kleines Wunder bezeichnen. Darüber hinaus hatten wir mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen, doch weil die Konkurrenz ebenfalls patzt, bleiben wir im Geschäft.«

Unabhängig von der Bedeutung des Duells will Hugo Broos auch in Anderlecht am Offensivstil des RC Genk festhalten: »Von meiner Seite aus steht einem offenen Schlagabtausch nichts im Wege. Wir haben keine Mannschaft, um auf Halten zu spielen. Daher werden wir soviel angreifen, wie es der Gegner zulässt. Andererseits sind wir natürlich nicht so blauäugig, Anderlecht ins offene Messer zu laufen. Die eine oder andere defensive Absicherung werden wir schon einbauen.«

Die Konfrontation mit dem Anderlechter Publikum sieht Hugo Broos gelassen: »Die Augen werden auf mich gerichtet sein, doch ob die Fans meine Rückkehr fordern, oder mich zum Teufel wünschen, kann mir gestohlen bleiben. Ich bin jetzt Trainer des RC Genk.«

Quelle: netecho.info



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