"Endspiel" um Prestige und Champions-League-Millionen

FREITAG, 22 APRIL 2005, 13:02 - RSCA Skater
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Sowohl der RSC Anderlecht als auch Standard Lüttich werden aller Voraussicht nicht mehr belgischer Meister. Dennoch: Ein normales Fußballspiel wird das nicht heute Abend (20.30 Uhr) im Constant-Vanden Stock-Stadion.


Wenngleich der Klassiker in den letzten Jahren eher vom Namen als von der sportlichen Brisanz lebte, hat dieses Duell die Massen über Jahre elektrisiert und in ihren Bann gezogen. Das zeigt allein schon die große Berichterstattung der Medien und das heiße Mitfiebern der Anhänger.

Heute Abend allerdings kommt zur schon gewohnten Rivalität (endlich) wieder die sportliche Relevanz hinzu: Beide Mannschaften bestreiten nämlich das Endspiel um den zweiten Platz, der bekanntlich zur Qualifikation und damit zu den begehrten Geldtöpfen der Champions League berechtigt.

Bei einem Blick in die Geschichtsbücher scheint derweil deutlich zu werden, dass dem 29. Spieltag erneut eine Schlüsselbedeutung zukommt: Genau wie in zwei Spielzeiten 1982-83 und 1994-95. Während 1983 Standard Anderlecht in den Schlussrunden noch abfangen konnte und damit als Meister das bessere Ende für sich behielt, schafften die Brüsseler 12 Jahre später fünf Runden vor dem Finale noch die Wende. Fünf Punkte trennen beide Vereine nun voneinander und Standard ist zum Siegen verdammt, um die »Veilchen« noch vom zweiten Platz im Klassement verdrängen zu können und eine schwach begonnene Saison stark abzuschließen.

Zweiter Platz Pflicht

Ganz anders sieht es in der Hauptstadt aus: Für den erfolgsverwöhnten Rekordmeister, der auch im Landespokal bereits die Segel streichen musste, ist die Vizemeisterschaft das Minimalziel einer praktisch schon verkorksten Saison.

Auch in den Aussagen der Klubverantwortlichen scheint die unterschiedliche Ausgangssituation deutlich zu werden. Während für Anderlechts Manager Van Holsbeeck die Alarmglocken schrillen (»Der zweite Platz ist für Anderlecht ein absolutes Muss«), gibt sich Standard-Sportdirektor Michel Preud'homme locker: »Die Champions League-Qualifikation wäre in diesem Jahr ein Bonus für uns.«

Mbo Mpenza, Nenad Jestrovic und Vincent Kompany scheinen rechtzeitig zum Topspiel fit zu werden, ansonsten dürfte es in Sachen Startelf nur unwesentliche Veränderungen zum Remis am Tivoli geben. Keine Probleme also mit der Aufstellung, dafür aber mit der Einstellung seiner Spieler, scheint Anderlechts Trainer Frank Vercauteren zu haben.

»Einige Spieler gehen mit allzu großem Egoismus zu Werke. Wenn jemand aus den Reihen der Akteure ein Problem hat, soll ihm von den Mitspielern geholfen werden. Es kann sein, dass jemand mehr verdient als der andere oder zu besseren Bezügen wechseln kann und darüber hinaus öfter in der Zeitung steht. Doch um zu gewinnen, müssen wir zusammenhalten.« Ein Streit im Training zwischen Kompany und Deschacht hatte den Übungsleiter zu dieser Moralpredigt veranlasst.

Zusätzliche Unruhe bringen auch die fortdauernden Wechselgerüchte um Mittelfeldspieler Walter Baseggio, der nach wie vor ein Reservistendasein beim Rekordmeister fristet. »Die kommenden Duelle sind zu wichtig, um Wirbel über meine Person zu verursachen«, stellt sich der 26-Jährige in den Dienst des Teams.

»Traumspiel«

Standards Trainer Dominique D’Onofrio, sonst nicht gerade ein Mann der großen Worte, sprach am Rande dieses ewig jungen Knüllers von einem absoluten »Traumspiel«. Personell kann der Ex-Kelmiser aus dem Vollen schöpfen. Fehlen wird lediglich Sergej Kovalenko, der über die gesamte Woche nur Laufeinheiten durchführen konnte und nicht am Mannschaftstraining teilnahm. Leiten wird die Partie Schiedsrichter Paul Allaerts, der bereits dreimal dieses Derby pfiff.



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