Vercauteren verurteilt Anderlechter Selbstgefälligkeit

DONNERSTAG, 4 NOVEMBER 2004, 13:54 - RSCA Skater
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Der belgische Fußball ist krank, sehr krank sogar: Während die Qualifikation von Belgien für die WM 2006 an einem seidenen Faden hängt, wurde der RSC Anderlecht am Dienstagabend im Bremer Weserstadion mit Schimpf und Hohn verjagt.


»Blamabel«, »Lächerlich«, »Beschämend« - die Inlandspresse sparte gestern nicht mit bissigen Adjektiven, um die peinliche Vorstellung des belgischen Rekordmeisters und Vorzeigeklubs bei der 1:5-Abfuhr gegen den deutschen Meister und Pokalsieger zu geißeln.

»Nicht gut genug«

Trotz der mickrigen Ausbeute von null Punkten und 3:12-Toren nach vier von sechs Gruppenspielen haben die »Veilchen« zwar noch eine rein rechnerische Chance, Platz drei und damit das Sechzehntelfinale des UEFA-Pokals zu erreichen, doch vermögen daran selbst unverbesserliche Zweckoptimisten nicht mehr zu glauben.

»In unserer aktuellen Verfassung sind wir einfach nicht gut genug für die Champions League«, gestand Trainer Hugo Broos noch am Abend des zweiten Anderlechter Debakels in Bremen nach dem 5:3 aus dem Jahre 1993 ein. Vielmehr müssen Baseggio und Co. Acht geben, dass ihnen nicht auch in der Meisterschaft, wo sie immerhin bereits vier Punkte Rückstand auf ihren Erzrivalen FC Brügge zählen, die Felle davonschwimmen.

Taktik nicht befolgt

Co-Trainer Franky Vercauteren macht eine gewisse Form von Selbstgefälligkeit bei den Anderlechter Spielern für das Scheitern in der Champions League verantwortlich: »Einige haben nach dem Gewinn der Meisterschaft wohl geglaubt, dass alles von alleine so weiter laufen würde. Doch wenn man einen Schritt zu wenig macht, nicht hundertprozentig konzentriert zu Werke geht und nicht bereit ist, sich dem Kollektiv unterzuordnen, hat man in der Champions League nichts verloren.«

Schuldzuweisungen Richtung Trainerstab gab es nach dem Debakel von Bremen keine: »Trainer Hugo Broos hatte zweifellos die richtige Taktik ausgegeben, doch haben wir uns nicht an die Abmachungen gehalten«, zeigte zumindest Kapitän Glen De Boeck de nötige Selbstkritik. Dennoch dürfte auch der ohnehin schon große öffentliche Druck auf Broos noch weiter zunehmen, sollte der RSC Anderlecht auch in den beiden kommenden Spielen gegen La Louvière (Samstag) und bei Standard Lüttich (Mittwoch) nicht die seit Wochen geforderte Trendwende einleiten.

Manager Herman Van Holsbeeck war unterdessen nach der Rückkehr aus Bremen um Sachlichkeit bemüht: »Wenn man sich vornimmt, ins Achtelfinale einzuziehen und schon nach vier Spielen ausgeschieden ist, muss man den Mut haben, zuzugeben, dass man sein Ziel verfehlt hat. Man gewinnt gemeinsam und man verliert gemeinsam. Unser Scheitern in der Champions League kann man nicht an einer Person festmachen. Aus dieser schwierigen Situation können wir nur hinaus finden, wenn wir in den kommenden Wochen geschlossen auftreten.« Auch appellierte Van Holsbeeck an die Ehre seiner Profis: »Ich kann nur hoffen, dass jeder Spieler auch in den beiden verbleibenden Champions-League-Spielen gegen den FC Valencia und Inter Mailand alles geben wird, um die Farben unseres Vereins und des belgischen Fußballs würdig zu vertreten.



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