"Am Ende dachte ich nur: ich muss Belgien verlassen"

MITTWOCH, 5 OKTOBER 2016, 12:25 - RSCA Skater
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INTERVIEWS Während des Interviews bei den Roten Teufeln wollte Steven Defour nicht über seinen Weggang bei Anderlecht sprechen, in der Zeitung Humo tat er das gestern wohl. "Es lief einfach nicht mehr. Ein Wechsel war die beste Lösung."

Defour kam vor zwei Jahren für sechs Millionen Euro von Porto nach Anderlecht. Damals war er der teuerste Einkauf von Anderlecht und die Erwartungen waren dementsprechend hoch. "Anderlecht ist zwei Jahre lang nicht Meister geworden und nach wem wird geschaut? Nach mir. Ich verstehe das, aber ich kann das auch nicht alleine schaffen. Und ich habe auch nicht entschieden, wie viel sie für mich bezahlen müssen", erzählte Defour.

"Von den eigenen Fans ausgepfiffen zu werden ist das Schlimmste, was man als Fußballer erleben kann"

Neben seiner hohen Ablösesumme spielte auch seine Vergangenheit bei Standard eine Rolle. "Wir hatten gedacht, dass sich das legen würde, aber bei einem Teil der Standard-Fans war das nicht so. Irgendwann haben sich die Leute eine Meinung über dich gebildet und dann spielt es keine Rolle mehr, was man tut. Einige waren gegen mich und die Ergebnisse waren leider auch nicht immer positiv. Bei jeder Niederlage musste ich mich dafür verantworten."

Die Kritik der eigenen Fans fand Defour sehr schlimm. "Dass ich von den Fans des Gegners ausgepfiffen werde? Kein Problem. Aber von den eigenen Fans? Das ist das Schlimmste, was man als Fußballer erleben kann. Bei so viel Negativität würde jeder zweifeln. Am Ende dachte ich nur: ich muss Belgien verlassen."

"Herman, ich möchte unbedingt gehen"

Am Ende der vergangenen Saison traf Defour mit Anderlecht die Absprache, dass er den Verein verlassen durfte. Aber er musste dem Verein sieben Millionen Euro einbringen. "Ich fand das seltsam. Ich verstehe, dass sie ihr Geld zurückhaben wollten, aber ich kam als Nationalspieler nach Anderlecht und zwei Jahre später war ich das nicht mehr und wir waren auch zwei Jahre in Folge nicht Meister geworden."

"Als Burnley sich meldete, stieg dieser Betrag auch. Englische Vereine haben mehr Geld verdeutlichte Anderlecht. Und als Al-Jazira die sieben Millionen Euro zahlen wollte, mussten sie das in einem Mal und Cash bezahlen. Ich bin dann nach Herman Van Holsbeeck gegangen und habe gesagt "Herman, ich möchte unbedingt gehen". Wir hätten diese Absprache über einen Transfer schriftlich machen müssen, aber ich bin zu naiv gewesen."

"Weiler hätte schneller kommen müssen"

Dass Defour gehen durfte, hatte er auch René Weiler zu verdanken. "Vor dem ersten Spieltag hörte ich, dass ich vom Trainer aus nicht mehr gehen durfte. Ich bin dann wütend nach Herman gegangen und habe ihn an unsere Absprache erinnert. Ich bin auch nach Weiler gegangen und habe ihm das erzählt. Er sagte damals an Herman "wenn du Steven einen Transfer versprochen hast, dann musst du dieses Versprechen auch halten". Weiler machte mich wohl noch zum Kapitän. Das war seltsam, aber er sagte mir, dass solange ich da sei, er mich als Spieler von Anderlecht behandeln würde."

"Weiler ist ein korrekter Mann. Es ist schade, dass er nicht ein Jahr früher gekommen ist", sagte Defour. "Er sorgt für Disziplin und das war notwendig. Ich habe oft mit Besnik Hasi darüber gesprochen. Ich sah Dinge, die nicht gut waren, aber konnte nur wenig dagegen tun. Ich war bei den Fans nicht populär. Was wäre passiert, wenn ich meine eigenen Mitspieler kritisiert hätte?"



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