Vorschau: Anderlecht - Standard

Wenn Anderlecht und Standard Lüttich aufeinander treffen, werden gerne Superlative bemüht. Lange ist es jedoch her, dass der Klassiker des belgischen Fußballs das viel zitierte Attribut "Spiel des Jahres" auch wirklich verdient.


Heute Abend um 20.30 Uhr ist dies zweifellos der Fall, da am drittletzten Spieltag der 1. Division im Constant-Vanden-Stock eine Vorentscheidung im Kampf um die belgische Meisterschaft fallen dürfte.

Immerhin liegt es bereits elf Jahre zurück, seit der aktuelle Tabellenführer Standard Lüttich mit einer vergleichbaren Ausgangsposition im Stadion des Erzrivalen antrat.

Entsprechend groß ist der Erfolgshunger am Ufer der Maas, wo man sogar schon seit 23 Jahren auf den Gewinn des neunten Meistertitels der Vereinsgeschichte wartet: »Alles in Lüttich atmet den Drang, endlich nochmal den ganz großen Wurf zu landen. Diese Begeisterung ist wirklich beispiellos in Belgien«, stellte der Trainer des FC Brussels, Albert Cartier, am vergangenen Sonntag nach der 0:1-Niederlage in Sclessin fest. Wegen des begrenzten Platzangebots im seit Wochen ausverkaufen Constant-Vanden Stock-Stadion werden allerdings nur 940 Anhänger der »Rouches« ihre Mannschaft vor Ort anfeuern können.

Ansonsten kann die Mannschaft von Trainer Dominique D'Onofrio auf einen gewissen psychologischen Vorteil bauen: Das eigentliche Saisonziel, sprich den Einzug in den internationalen Wettbewerb, haben die Lütticher vorzeitig unter Dach und Fach gebracht. Der dritte Platz, der zum Einzug in den UEFA-Pokal berechtigt, ist dem Standard auch rein rechnerisch nicht mehr zu nehmen. Doch kommt der Appetit bekanntlich mit dem Essen und so wäre es als bittere Enttäuschung zu werten, wenn sich die »Rouches« auf der Zielgeraden noch den erstmaligen Einzug in die bedeutend lukrativere Champions League nehmen lassen würden.

Ein weiterer Trumpf, auf den Trainer Dominique D'Onofrio bauen kann, ist die beste Abwehr der Liga, die bereits seit vier Spielen kein Gegentor mehr zuließ. Allerdings ist Innenverteidiger Oguchi Onyewu heute Abend gesperrt und bleibt es abzuwarten, ob der Nigerianer Mohammed Sarr den US-Nationalspieler gleichwertig ersetzen kann. Zweifel bestanden tagelang an der Einsatzfähigkeit der angeschlagenen Rapaic und Negouai, doch ging D'Onofrio gestern davon aus, dass beide einsatzbereit sein werden.

Anderlechts Trainer Franky Vercauteren ereilte gestern unterdessen eine Hiobsbotschaft: Silvio Proto zog sich am Donnerstag eine Kreuzbandverletzung im Knie zu und fällt voraussichtlich vier Monate aus. Für den belgischen Nationaltorhüter, der damit auch für die Länderspiele gegen Saudi-Arabien, die Slowakei und die Türkei passen muss, hütet erstmals seit Ende August vergangenen Jahres der Tscheche Daniel Zitka das Tor des RSC Anderlecht.

Ein Geheimnis machte Franky Vercauteren in dieser Woche unterdessen aus der Einsatzfähigkeit von Nicolas Frutos. Nach abgeklungener Knieverletzung kehrte der argentinische Mittelstürmer in dieser Woche zwar wieder ins Mannschaftstraining zurück, doch könnte die fehlende Wettkampfpraxis einem Einsatz des schlaksigen Torjägers im Weg stehen. In der Vorwoche hatte allerdings auch dessen Vertreter Grégory Pujol beim 5:0 gegen Westerlo seine Treffsicherheit mit einem lupenreinen Hattrick unter Beweis gestellt.

Anstoss: 20u30
Stadion: Constant Vanden Stock Stadion
Schiedsrichter: Ver Eecke

: : : RSC ANDERLECHT : : :

Mögliche Aufstellung: Zitka, Zewlakow, Tihinen, Deschacht, Deman, Vanderhaeghe, Zetterberg, Wilhelmsson, Goor, Pujol, Serhat
Ersatz: Frutos, Legaer, Lovre, Mpenza, Siani, Tioté, Traore, Vanden Borre, Van Steenberghe

Verletzt: Juhasz, Kompany, Iachtchouk, Proto
Gesperrt: /
Gelb gefährdet:

: : : STANDARD LÜTTICH : : :

Mögliche Aufstellung: Runje, Deflandre, Costa, Sarr, Leonard, Dembele, Geraerts, Rapaic, Negouai, Moreira, Tchité
Ersatz: Renard, Vulin, Walasiak, Wamberto, Niculae, Kovalenko, Faye, Garbini

Verletzt: ?
Gesperrt: Onyewu, Conceiçao
Gelb gefährdet: