Anderlecht qualifiziert sich nach Thriller (1-1)

Anderlecht hat sich nach einem wahren Thriller für das Achtelfinale des UEFA-Cups qualifiziert. Sie erreichten gegen Bordeaux ein 1-1 Unentschieden nach einem Spiel mit vielen Karten und einiger Aufregung.


Laurent Blanc wurde ein großer Wunsch erfüllt: »Für mich hat die Meisterschaft Priorität«, hatte der Trainer von Girondins Bordeaux gesagt. Seit gestern kann sich sein Team - dem RSC Anderlecht sei Dank - ganz auf die Ligue 1 konzentrieren.

Der belgische Rekordmeister kann sich dagegen auf ein Achtelfinal-Duell im UEFA-Pokal mit seinem deutschen Pendant Bayern München freuen. Nach dem 2:1 im Hinspiel erreichte Anderlecht im Rückspiel ein 1:1. Thomas Chatelle brachte die Gäste in der ersten Hälfte in Führung, Cavenaghi konnte nach dem Seitenwechsel ausgleichen. Bordeaux beendete das Spiel nach zwei Platzverweisen nur zu neunt.

Mit ihrem überheblichen Auftreten konnten die Franzosen nie Anspruch auf das Weiterkommen erheben und scheiterten wie schon vor sechs Jahren an Anderlecht. Die Mannschaft von Trainer Ariel Jacobs verdiente sich den Einzug in die nächste Runde mit einer couragierten Leistung. Nach einer schwachen Hinrunde blühen die monatelang blassen »Veilchen« in der zweiten Saisonhälfte zusehens auf. Die Brüsseler sind damit weiterhin in allen drei Wettbewerben (Meisterschaft, Pokal und UEFA-Pokal) vertreten.

Wie im Vorfeld angekündigt, ließ Laurent Blanc seine Stars Johan Micoud und Fernando Cavenaghi auf der Bank. Das französisch-argentinische Duo hatte am vergangenen Wochenende vier der sechs Tore beim 6:0-Sieg von Girondins in Monaco erzielt. Marc Wilmots, der auch ein Jahr (Saison 2000/2001) in Bordeaux aktiv war, konnte diese Vorgehensweise, zwei der besten Spieler zu schonen, nicht nachvollziehen: »Das würde ich so nicht machen. Als Profi sollte man drei Spiele innerhalb einer Woche verkraften können. Zudem schwächt man seine Mannschaft freiwillig und der Rhythmus geht verloren«, sagte Wilmots als Co-Kommentator im RTBF-Fernsehen. Bei Anderlecht feierte der Ex-Eupener Guillaume Gillet sein Debüt im UEFA-Pokal.

Der belgische Rekordmeister geriet im Stade Chaban-Delmas nicht wie befürchtet sofort unter Druck. Girondins bestimmte zwar im ersten Durchgang das Spielgeschehen, aber in der Offensive fehlte den Franzosen die Durchschlagskraft. Zudem stand die in dieser Saison viel gescholtene Anderlechter Abwehr sicher. Nach 32 Minuten starteten die Gäste einen ersten ernsthaften Angriffsversuch und waren sofort erfolgreich. Über Mbark Boussoufa und Serhat Akin gelangte der Ball zu Thomas Chatelle, der Ramé aus kurzer Distanz mit einem Linksschuss überwand, 0:1. In der 42. Minute bot sich dem Ex-Genker aus ähnlicher Position sogar die Chance zum 0:2, erneut hatte Akin die Vorarbeit geleistet. Bordeaux enttäuschte dagegen auf der ganzen Linie, erst zwei Minuten vor der Pause hatten die Gastgeber eine erste Möglichkeit.

Nach 52 Minuten sah Laurent Blanc seinen Irrtum ein und wechselte seine beiden Stars Micoud und Cavenaghi ein. Aber es war zunächst auf der Gegenseite Boussoufa, der Ramé aus spitzem Winkel mit einem Linksschuss prüfte. In der 70. Minute zahlte sich die Hereinnahme von Cavenaghi aus, der Argentinier vollendete einen perfekten Angriff zum 1:1, wobei ihn RTBF-Kommentator Rodrigo Beenkens mit dem alternden portugiesischen Torjäger Pauleta (»C'est du Pauleta«) verglich. Nur 60 Sekunden später war die Euphorie bei den »Bordelais« schon wieder verflogen, als Trémoulinas nach einem rüden Einsteigen gegen Gillet des Feldes verwiesen wurde. Kurz vor Schluss erhielt mit Chalmé ein zweiter Girondins-Spieler rot (zweite Gelbe Karte), die Franzosen waren frustriert.

Quelle: Grenz-Echo

Ergebnis: 1-1
Tor(e): 33' Chatelle (0-1), 70' Cavenaghi (1-1)

Bordeaux:Ramé, Henrique, Alonso (53' Micoud), Bellion (53' Cavenaghi), Diawara, Ducasse, Chalme, Marange, Obertan (77' Wendel), Tremoulinas, Chamakh
Anderlecht:Zitka, Van Damme, Juhasz, Pareja, Wasilewski, Chatelle (60' Mpenza), Biglia, Polak, Gillet, Boussoufa, Akin (68' Hassan)

Gelb: 30' Juhasz (Foul), 30' Zitka (Protest), 30' Rame (Protest), 42' Gillet (Spielverzögerung) 61' Micoud (Foul), 64' Ducasse (Foul), 77' Chalme (Foul), 80' Wendel (Foul), 83' Hassan (Foul), 86' Chalme (Foul), 95’ Boussoufa (Foul)
Rot: 72' Tremoulinas (Foul), 87’ Chalme (2x gelb)

Schiedsrichter: Dereli Selçuk
Stadion: Stade Chaban-Delmas