Anderlecht beraubt sich wohl letzter Titelambitionen

Der RSC Anderlecht hat gestern Abend womöglich sein letztes Fünkchen Hoffnung auf eine erfolgreiche Titelverteidigung verspielt: Bei seinem Angstgegner VC Westerlo musste sich der Rekordmeister mit einem 2:2 begnügen.


Fakt ist jedenfalls, dass Tabellenführer FC Brügge heute Abend in Mouscron die Gelegenheit hat, seinen ewigen Rivalen aus Hauptstadt durch seinen 24. Saisonsieg erneut auf acht Punkte zu distanzieren und damit auch das vermeintliche Endspiel zwischen den beiden Spitzenklubs am 15. Mai im Jan-Breydel-Stadion zur Bedeutungslosigkeit zu verdammen.

8000 Zuschauer im kleinen, aber feinen 't Kuipje-Stadion sahen eine unterhaltsame Partie, in der die Gastgeber trotz des Fehlens der Leistungsträger Janssens, Verheyen, Paas und Ntuka ohne Komplexe aufspielten. Kaum war der Ball im Spiel, hatte Aruna nach schönem Zuspiel von Zetterberg das 0:1 auf dem Fuß, verzog aber knapp. Auf der Gegenseite gab der Engländer Keenan den ersten Warnschuss auf das Tor des Rekordmeisters ab, das erstmals seit einem halben Jahr wieder durch Daniel Zitka gehütet wurde.

Während ein Kopfballtreffer von Jestrovic zu Unrecht wegen Abseits aberkannt wurde, war der Führungstreffer des Rekordmeisters quasi eine Kopie des 3:2-Siegtreffers vom vergangenen Freitag gegen Standard Lüttich: Zetterberg zirkelte einen Freistoß in den Strafraum, wo Tihinen am Höchsten stieg, 0:1 (16.).

Doch die Freude der zahlreichen mitgereisten Anderlechter Anhänger sollte nicht lange währen, denn durch einen Doppelschlag wendeten die Kempenländer innerhalb von einer Minute das Blatt. Bei beiden Treffern machte der junge Innenverteidiger Mark De Man keine gute Figur, dessen Stellungsfehler Utaka (20.) und Brosque (21.) eiskalt bestraften, 2:1. Die Gäste benötigten einige Zeit, um sich von diesem Schock zu holen und verzeichnete vor der Halbzeitpause nur noch eine klare Chance zum Ausgleich, als Keenan einen Kopfball von Tihinen auf der Torlinie bereinigte.

Utaka blieb auch in der zweiten Halbzeit ein stetiger Unruheherd für die Anderlechter Hintermannschaft, brachte in der 49. Minute aber das Kunststück fertig, den Ball freistehend aus drei Metern (!) über das Tor von Zitka zu heben. Hier konnte sich Rekordnationalspieler Jan Ceulemans auf Westerlos Trainerbank zurecht die Haare raufen.

Sein Gegenüber Franky Vercauteren nahm durch die Einwechslung des offensiveren Lovré für Vanden Borre einen taktischen Wechsel vor, der allerdings keine unmittelbaren Früchte abwarf. Die beste Ausgleichsmöglichkeit vergab noch Jestrovic nach einer schönen Flanke des aufgerückten De Man.

In der letzten Viertelstunde Später brachte Vercauteren mit Iachtchouk und Mpenza zwei weitere frische Angreifer, doch mehr als das 2:2 durch Mpenza (83.) sollte in der eher sterilen Schlussoffensive nicht herausspringen.


VC Westerlo - RSC Anderlecht 2-2 (2-1)

Tore: 0:1 Tihinen (16.), 1:1 Utaka (20.), 2:1 Brosque (21.), 2:2 Mpenza (83.)

Westerlo: Deelkens - Wagemakers, Elejiko, Vangeffelen, Vanarwegen (66. Sadio Ba) - Mennes, Keenan, Svoboda, Delen - Brosque (90. Haraldsen), Utaka

Anderlecht: Zitka - Vanden Borre (52. Lovré), De Man, Kompany, Tihinen, Deschacht (74. Mpenza) - Wilhelmsson, Zetterberg, Vanderhaeghe, Aruna (70. Iachtchouk) - Jestrovic

Gelbe Karten: Svoboda - Vanderhaeghe, Kompany
Rote Karten: /

Schiedsrichter: De Bleeckere
Zuschauer: 8000