De Jong: "Anderlecht ist nicht mehr Anderlecht"

SAMSTAG, 6 JUNI 2020, 17:26 - RSCA Skater
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INTERVIEWS Max De Jong verließ Mitte Mai nach acht Jahren den RSC Anderlecht. Diese Entscheidung hatte er selbst getroffen, nachdem er für Jelle Ten Rouwelaar auf die Seite geschoben worden war. De Jong möchte nun vor allem auf die positiven Dinge zurückblicken, aber er sah auch, dass sich der Verein nach der Übernahme durch Marc Coucke immer mehr veränderte.

"Natürlich bin ich enttäuscht", erklärte De Jong nach seinem Abschied. "Aber ich möchte nun vor allem auf die positiven Dinge zurückblicken: drei Meistertitel und vier Champions League-Teilnahmen. Ich war acht Jahre lang bei diesem Verein. Ich konnte also behaupten, dass ich die Anderlecht-DNA besaß. Und dann war es plötzlich vorbei."

Erleichtert und enttäuscht

"Ich habe nach meinem Abschied gemischte Gefühle. Ich spüre eine Erleichterung, aber auch Enttäuschung. Ersteres, da ich nun wieder bei meiner Familie bin und da sich der Verein in den vergangenen zwei Jahren so sehr verändert hat. Seit der Übernahme durch Marc Coucke ist Anderlecht nicht mehr Anderlecht. Der familiäre Charakter ist verloren gegangen. Die Stimmung ist auch komplett umgeschlagen. Jeder schaut über seine Schulter und hat Angst, seinen Job zu verlieren. Und deswegen dürfen sie auch nicht mehr das sagen, was sie denken."

"Enttäuschung, da ich dachte, dass ich in den acht Jahren mehr Kredit gehabt hätte. Das Ziel war zuerst, dass ich in meinem letzten Jahr einen anderen Torwarttrainer ausbilden sollte. Als Jelle Ten Rouwelaar kam geholt wurde, war eigentlich klar, dass ich nichts mehr tun durfte. Ich durfte nicht einmal mehr den Inhalt der Trainingseinheiten bestimmen. In dem Moment habe ich dann diese Entscheidung getroffen. Ich wollte in meinem letzten Jahr nicht das fünfte Rad am Wagen sein."

Finanzielle Vereinbarung

Als De Jong erklärt hatte, den Verein verlassen zu wollen, begann der schwierige Teil: eine finanzielle Vereinbarung finden. "Das war keine einfache Sache. Irgendwann beteiligte sich auch Vincent Kompany an diesen Gesprächen und dann hatte ich es satt. Ich rief Michael Verschueren an und erklärte ihm, dass ich auf das Geld, auf das ich eigentlich Anrecht hatte, verzichten würde. Wenn man dann im Nachhinein liest, dass sie eine Kapitalerhöhung vollzogen haben, dann haben sie mich nicht korrekt behandelt."

Kompany möchte zu schnell nach vorne

"Die Qualitäten von Kompany sind unbestritten, nur möchte er etwas zu schnell nach vorne. Er erhielt auch keine ehrliche Chance als Trainer. Er dachte auch, dass Anderlecht schon weitergestanden hätte."

"Die Torhüter, mit denen ich gearbeitet habe, gaben mir immer positive Bewertungen und dadurch blieb ich auch acht Jahre lang bei diesem Verein. Ich werde niemals sagen, dass ich der Beste bin, aber in diesen acht Jahren hat keiner meiner Torhüter eine Muskelverletzung gehabt. Ich gab ihnen auch einige Tipps, damit sie ihr Selbstvertrauen steigern konnten."

Abschiedsnachrichten

"Von quasi allen Torhütern, mit denen ich bei Anderlecht zusammengearbeitet habe, habe ich eine Abschiedsnachricht erhalten. Proto, Roef, Kaminski, Sels, Van Crombrugge. Auch von Kudimbana, der sich damals als dritter Torwart im Kader befand. Das hat mir gut getan und sagt genug. Ich habe gute Arbeit geleistet."



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